Morbus Sollistimus - Tagebuch - Aus dem Jahr 2021 - Zitate

Eintrag 23:21:39 - 13.02.2021

39 - Gott, völlig betrunken und desolat, aber doch wacker, im Thron der Welten: "Ich habe einen Plan." All seine Diener werden sofort munter: "Was, was, o Herr, ist der Plan?" Und da sagt Gott: "Ich werde dieses Universum, als eine unvollkommene Idee und einen Irrtum, abreißen lassen, und ein neues Universum erbauen lassen." Die Diener, ganz fröhlich, aber demütig: "Wie klug von euch, mein Herr. Wie klug!" Und einer traut sich: "Aber, wie wollt ihr das tun?" Da sagt Gott: "Eines Tages werden Raum, Zeit und Stoff vor dem Leben verlieren, wie der Krieger im Kampf fällt, das Leben wird sich über diese Dinge erheben, wie ich es will. Und, dann werden mir die Lebewesen als Architekten des Himmels dienen." Enttäuscht beschauen sich alle, manche unsicher ob sie es verstanden haben. Dann lacht Gott: "Und dann sollen die Lebewesen anfangen die Toten der alten Welt zu erwecken, um sie in mein neues Universum zu holen." Wiederum seine Diener gespielt erschüttert: "Meine Güte, o Gott, welch ein Plan." Gott lacht: "Versteht ihr, dafür habe ich den Verstand in den Menschen und alle höheren Lebewesen gegossen, sie sollen dieses Universum vernichten, um ein besseres zu erschaffen." Seine Diener nicken beeindruckt, er rülpst und isst ein paar Trauben. Sitzt bequem und lachend im Thron der Welten, dann kichert er noch einmal: "Sollen meine Schöpfungen den Tod und das Elend der Welt besiegen, wenn sie denn ewig leben und lieben wollen, anstatt einfach bloß zu sterben, für nichts und wieder nichts. Versteht ihr, das Leben, meine Tiere, vom Geringsten bis zum Höchsten, sollen die Architekten des neuen Universums sein." Die Diener nicken und dann Gott: "Oder, wenn es ihnen nicht gelingt, mein Universum, dieses Weltall und all seine Naturgesetze, das heißt seine Gefängnisse. zu besiegen, dann sollen sie eben darin sterben. Sinnlos und ohne freien Willen sollen sie dann ewig Treiben im Zufall des Seins. Fern meines Himmels, der perfekten Welt, die ich ihnen als Chance gebe." Einer der Diener gibt es doch zu: "Wir verstehen euch nicht, o Herr." Da sagt er: "Ihr sollt euch den Himmel erschaffen und alle Naturgesetze, die ich stellte und erfunden habe, überwinden und überlisten, um frei von ihnen zu sein. Das ist die Prüfung und Aufgabe, die ich dem Leben stelle. Und vergnügt schaue ich zu, wie es versagt, weint und stirbt, bis zu dem Tag, an dem es mich besiegt." Alle lachen: "Wer soll dich und dein Universum je besiegen!" Und Gott lacht mit ihnen: "Nun, ich bin fair, dafür werde ich sie unendlich oft erschaffen und vernichten, ich gebe ihnen eine unendliche Wiederholung. Bis es ihnen gelingt. Unendlich, unbegrenzt oft sollen sie an mir sterben und versagen, verlieren und sich irren, wer ich wäre. Oder eines Tages wird ein Lebewesen, ein Geist geboren werden, der mir überlegen ist." Wieder lachen alle, doch ein Diener meint, beinahe frech: "Aber ist dies nicht endlos kalt und ungerecht." Da grinst Gott und meint bloß: "Natürlich werde ich sie unendlich oft scheinbar gewinnen lassen. Ich werde eben gut schwächeln und perfekt gespielt unvollkommen sein."